Warum wollt ihr nicht fliegen!“ fragt der Junge und legt sich auf die Wiese neben den zwei Marienkäfern, die nebeneinander auf einem Grashalm sitzen. Behutsam beugt er sich über die Käfer. Sein Forschungseifer ist erwacht. Zuerst begutachtet er die schwarzen Pünktchen. Er zählt sie. Erneut zählt er sie. Es sind fünf!
„Warum fünf?“ flüstert er. Nach einiger Zeit tippt er mit seinem kleinen Finger an den Halm. Nichts geschieht. Vorsichtig pustet das Kind. Obwohl die Käfer hin – und hergeschaukelt werden, wollen sie einfach nicht wegfliegen. Noch einmal pustet er. Zuerst passiert nichts, doch dann bewegt sich der rechte Marienkäfer etwas nach vorn. Freudestrahlend hebt das Kind seinen Arm.
„Ich schreie mir die Seele aus dem Leib und der gnädige Herr Sohn hört wieder einmal nicht!“
Mit schwankendem Schritt kommt ein großer, breitschultriger Mann auf den Jungen zu. Wie gelähmt starrt das Kind ihn an. Dabei verwandelt sich sein Gesicht zu einer Grimasse. Er will aufspringen und davonlaufen. Doch eine Hand hält ihn erbarmungslos fest.
„Ich wollte doch mal sehen, was mein Sprössling so in seiner Freizeit macht!“
„Vater“, stammelt der Junge, „ich sah mir doch nur zwei Marienkäfer an!“
Schuldbewusst senkt er dabei seinen Kopf.
„Du hast das Gemüt deiner Mutter“; brüllt der Mann außer sich. Mit grinsendem Minenspiel hebt er langsam seinen Fuß. Mit dem Mut der Verzweiflung stemmt sich der Junge gegen seinen Vater. Aus dem Gesicht des Mannes weicht das Blut.
„Du wagst es, deinen Vater anzugreifen!“
„Vater“ spricht das Kind, „ich wollte doch nur die Marienkäfer schützen!“
„Halts Maul! Ich will von deinen Albernheiten nichts wissen! Hast du mich verstanden?“ Seinen Worten folgt eine Reihe von Schlägen. Wie von Sinnen packt er das Kind am Nacken und drückt es zu Boden.
„Jetzt kannst du sehen, was ich mit solch einem Ungeziefer mache.“
Er will die Marienkäfer zertreten, doch sie fliegen davon. Sehnsuchtsvoll starrt der Junge hinterher, dabei fließen Tränen über sein Gesicht.
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